Aus der "Wundertüte" purzeln top Leistungen
Die Athleten des TV Löhne-Bahnhof trumpfen beim Hallen-Meeting in der Bielefelder Seidensticker-Halle stark auf. Sarina Brockmann fliegt im Eiltempo über die Hürden auf der Distanz von 60 Meter
Die Löhner Leichtathleten sind weit über die Region hinaus sehr erfolgreich, genießen einen guten Ruf und bringen auch von (fast) allen Wettkampfstätten stets Medaillen, Urkunden und neue persönliche Bestmarken mit. Zum Auftakt der Wettkampfsaison in der Halle sorgten bei den Westfalenmeisterschaften in Dortmund Charlotte Haas mit dem Sieg im Hochsprung und Joshua Fadire mit zwei Vizemeister-Titeln für die ersten Paukenschläge (wir berichteten). Am Tag darauf starteten weitere Athleten vom TV Löhne-Bahnhof bei einem hochklassig besetzten Meeting in der Bielefelder Seidenstickerhalle.
Und wie erwartet waren sie nicht nur dabei, sondern auf den vorderen Plätzen zu finden. Wie gehabt eben. Dabei waren die Rahmenbedingungen alles andere als gut. Mit über 400 Startern und Starterinnen aus ganz OWL (Ostwestfalen-Lippe) war der Veranstalter VfB Fichte Bielefeld dann doch ein wenig überfordert. Der Zeitplan ließ eine optimale Wettkampfsteuerung kaum zu. Aber Profis können auch damit fertig werden. Das stellte die Löhner Betreuungsgruppe mit Franziska Naujocks, Monika Gräfe und Trainer Karl-Heinz "Kalle" Held dann eindeutig unter Beweis. Aber trotzdem war Held schon eher überrascht, was die Leistungsträger und die sogenannte "zweite Reihe" da so auf die Beine brachte.
Allen voran überzeugten natürlich die üblichen "Serientäterinnen." In diesem Fall die überragende Sarina Brockmann (W15) und Freundin Nina Wältz (W15). Insbesondere die Hürdenzeit von Sarina war ein Knaller. Die derzeitige Westfalenmeisterin verbesserte sich von 9,76 auf sagenhafte 9,29 Sekunden! "Kreisrekord und ein Platz in der Deutschen Spitze in ihrer Altersklasse. Einfach unglaublich. Ich hoffe, die Zeitmessung hat uns da keinen Strich durch die Rechnung gemacht. Im Spitzensport stände Sarina da unter Dopingverdacht", schmunzelt Trainer "Kalle" Held. Aber auch Nina Wältz deutete an, dass sie auf dem Weg nach vorne ist. Beim Hürdenlauf diagnostizieren die Beobachter, dass Nina die Hürden noch viel zu hoch angeht (Angst ist da keine wirkliche Hilfe, so der Trainerstab), aber beim Hochsprung darf sie dann schon ganz schön hoch hinaus.
Und das stellt Nina Wältz, die Viertplatzierte bei den Westfalenmeisterschaften im Hochsprung, unter Beweis. Mit 1,58 Meter überspringt sie ihre persönliche Bestleistung dann um glatte fünf Zentimeter. Eine super Leistung. Aber Sarina Brockmann ist ja auch noch da und ihr macht inzwischen der Hochsprung als zentrale Disziplin des Mehrkampfs auch so richtig Spaß. Auch sie verbessert sich auf die persönliche Bestmarke von 1,58 Meter. Im Sprint überzeugten die beiden Freundinnen dann wie gehabt: Sarina mit neuer persönlicher Bestzeit von 8,26 Sekunden (1. Platz) und Nina mit 8,71 Sekunden (4. Platz). Platzierungen eins und vier wie beim Hürdenlauf.
Aber der Nachwuchs war ja auch am Start. Allen voran Romane Sadeler-Teichmann (W12). Sie ist erst seit einigen Monaten in Löhne.Umso erstaunlicher ist ihre Leistungsentwicklung. Trainer "Kalle" Held ist begeistert: "Da haben wir wieder ein Supertalent unter unseren Fittichen. Talentiert, motiviert und einfach nur super in unserer Truppe. Das Trainingslager demnächst in Potsdam ist für sie eine weitere Chance, nach vorne zu kommen." Romane verbesserte sich in allen Disziplinen: Im Hochsprung war sie höhengleich Zweite mit 1,28 Metern (persönliche Bestmarke), im Weitsprung mit 4,13 Meter ebenfalls Zweite (nur drei Zentimeter hinter der Siegerin) und dann wartete sie mit einem grandiosen Sieg im 60-Meter-Sprint in 9,17 Sekunden auf. "Ganz stark, tolle Leistung, insbesondere unter diesen Bedingungen. So ein Talent hatten wir schon lange nicht mehr", war die einhellige Meinung der Löhner Verantwortlichen in der Leichtathletik. Auch Romane Sadeler-Teichmann war total überrascht: "Da sagt der Trainer zu mir, du sollst neun Fuß beim Anlaufen zurückgehen und das klappt dann. Persönliche Bestleistung!? Wie cool ist das denn?", sagte Romane begeistert. Es hat ja geklappt.
Und das traf auch auf die anderen zu: Nils Malte Büschenfeld (M13) pulverisierte seinen Hochsprung-Hausrekord gleich um zwölf Zentimeter von 1,28 auf 1,40 Meter (der 2. Platz). Und da ist noch Luft nach oben. Auch im Hürdenlauf sammelte er mehr als nur Erfahrungen und stellte mit 12,53 Sekunden unter Beweis, dass er ein Talent für den Mehrkampf hat - ebenso wie seine Schwester Lia Marie (W11), die ihren Vorlauf im Sprint klar gewann und dann weitere gute Ergebnisse im Hoch- und Weitsprung holte. Tim Gräfe (M10) verbesserte sich im Hochsprung ebenfalls um fünf Zentimeter und gewann in seiner Altersklasse. Dabei ist er erst startberechtigt in der jüngeren Klasse M9. "Das ist super. Auch im Weitsprung verbessert er sich von Wettkampf zu Wettkampf. Das ist mehr als erfreulich", sagten die Betreuer. Auch der Nachwuchs Emma Gruschka (W11), Lilly Pluppins (W11) und Linus Knoop (M10) vertraten die Fahnen des TV Löhne-Bahnhof mit persönlichen Bestleistungen. "Herzlich willkommen im Klub. So kann es weiter gehen", war die einhellige Meinung der TVL-Verantwortlichen. Da ist schon was dran mit der Wundertüte. "Aber wenn dann alle mitarbeiten, Trainer, Athleten und Eltern, dann ist das eben kein Wunder mehr, sondern das Ergebnis einer wunderbaren Zusammenarbeit", sagt Trainer "Kalle" Held. Und er muss es ja wissen nach mehreren Jahrzehnten als Trainer in der Löhner Leichtathletik.