Der Nuller im Hochsprung bei der DM frustriert Sarina Brockmann
Das war ganz bitter. Die Löhnerin Sarina Brockmann war nach den zuletzt guten bis sehr guten Leistungen zuversichtlich und mit großen Hoffnungen auf eine Top 8 Platzierung zu den Deutschen Meisterschaften der U20 im Siebenkampf nach Vaterstetten in die Region München gefahren – und erlebte dann gleich am ersten Wettkampftag eine riesige Enttäuschung mit extrem hohem Frustpotenzial. Die Emotionen fuhren Achterbahn.
In den Siebenkampf war die 18-Jährige über die 100 Meter Hürden in 14,53 Sekunden glänzend gestartet, bedeutete diese Zeit eine neue persönliche Bestmarke und lag die Löhnerin zu diesem Zeitpunkt an fünfter Position im 22-köpfigen Teilnehmerfeld.
Top Start, Glückshormone flitzten durch den gesamten Körper. Und dann folgte der Supergau. Im Hochsprung, der zweiten Siebenkampf-Disziplin, gab es einen Nuller! Bei der Einstiegshöhe von 1,47 Meter (ihre Bestleistung liegt etwa 20 Zentimeter höher) gab es drei Fehlversuche, passte es bei der Athletin schon beim Einspringen nicht. Damit war der weitere Wettbewerb eigentlich in die Tonne zu kloppen, denn die nun ungefähr 800 fehlenden Punkte würde Sarina Brockmann nicht annähernd aufholen können, um noch auf eine gute Platzierung in der Gesamtwertung zu kommen.
Das emotionale Hoch plumpste von einer auf die andere Sekunde tief in den Keller, es herrschte riesiger Frust und auch die eine und andere Träne kullerte bei der Löhner Spitzenathletin die Wange herunter. Verständlich. „Die erste Intention nach dieser riesigen Enttäuschung bei Sarina war natürlich, den Wettkampf abzubrechen.
Als die erste Enttäuschung verflogen war, entschied sie sich aber zum weiter machen. Eine gute Entscheidung“, sagt der mitgereiste Trainer Steffen Biermann, der versuchte, die 18-Jährige wieder emotional aufzubauen. „Wir haben besprochen, dass wir jetzt mal schauen, wie es in den weiteren Disziplinen klappt. Sarina sollte zum Ausklang des ersten Wettkampf-Tages wenigstens noch die 200 Meter laufen, die als Test für die Deutschen Meisterschaften der U20 am ersten September-Wochenende in Heilbronn dienen sollten.“ Und in diesem Sprint von Sarina Brockmann steckte mächtig Wumms. Sie lief mit 24,75 Sekunden die zweitbeste Zeit aller Siebenkämpferinnen! Chapeau. Nur die spätere Deutsche Meisterin Lara Siemer (5.545 Punkte) war in 24,72 Sekunden einen Wimpernschlag fixer unterwegs. Sarina blieb nur drei Hundertstel Sekunden über ihrer Bestleistung. Wenn es ein Test für die DM in Heilbronn war, dann ist er glänzend gelungen. Vor dem 200-Meter-Sprint war noch das Kugelstoßen angesetzt, und da kam die Athletin von der LG Bünde-Löhne auf 9,72 Meter. Es war ihr erster Wettkampf mit der 4 Kilogramm schweren Kugel – und die ist schwerer als noch bei der U18 beim Siebenkampf in 2019.
In diesem Jahr ist es für Sarina Brockmann der erste Mehrkampf Wettbewerb in der U20. Somit war der erste Tag mit tollen Ergebnissen und einem Schockerlebnis zu Ende gegangen. „Beim Abendessen haben wir dann den zweiten Wettkampf-Tag besprochen. Sarina sollte schauen was noch geht in diesem Wettbewerb“, sagt Steffen Biermann. Und der zweite Wettkampf-Tag begann mit den 5,65 Meter im Weitsprung richtig gut, Sarina Brockmann blieb nur sechs Zentimeter unter ihrer Bestleistung. Auch die 30,30 Meter im Speerwurf dürfen sich sehen lassen, warf die Athletin den schwereren 600-Gramm-Speer (in der U18 ist der leichter) zum ersten Mal in einem Wettkampf.
Zum Abschluss im Siebenkampf über die 800 Meter gab Trainer Biermann der Athletin einige Zwischenzeiten vor. Sie musste ja nicht mehr auf Teufel komm raus sich die Lunge aus dem Hals rennen, sondern sollte diese Distanz ohne Quälerei locker zu Ende bringen. Sarina Brockmann überquerte die Ziellinie in 2:34,33 Minuten, am Ende standen 4.192 Punkte nach sechs Disziplinen auf dem Konto.
„Abgesehen vom Nuller im Hochsprung war es ein sehr guter Wettkampf von Sarina. Über 800 Meter, wenn es hätte sein müssen, kann sie schneller laufen. 3:25 Minuten hat sie drin“, sagt Steffen Biermann. „Insgesamt fehlten also so 900 bis 1.000 Punkte für die Gesamtwertung. Dann wäre Sarina in den Top 6 gewesen.“ Die Sechste bei der DM in Vaterstetten kam auf 5.088 Punkte. Die Bestmarke von 5.050 Punkten, aufgestellt 2019 in Ulm bei der Mehrkampf DM für Mannschaften, hätte Sarina also verbessert. So wurde es mit 4.192 Punkten der letzte Platz. „Wir haken diesen ersten Start bei der U20 als zum Lernen mit vielen positiven Aspekten ab“, sagt Biermann. Am Montag und Dienstag hatte Sarina Brockmann trainingsfrei, um den Kopf frei zu bekommen und sich auch körperlich zu erholen. Ab Mittwoch ging dann die Vorbereitung auf die 200 Meter bei der DM in Heilbronn los.