Erstes gemeinsames Training am 11. Mai nach zwei Monaten „Einzelhaft“. Riesige Wiedersehensfreude im Löhner Werretalstadion. Trainer-Trio regt interne Wettkämpfe an oder sogar mit anderen Vereinen
Es huscht oft ein Lächeln über das Gesicht, es herrscht ausgelassene Freude und in den Pausen wird angeregt miteinander diskutiert. Die weiblichen und männlichen Leichtathleten der LG Bünde-Löhne haben riesigen Spaß bei den ersten gemeinsamen Trainingseinheiten im Löhner Werretalstadion seit Mitte März!
Nachdem am Donnerstag in der vergangenen Woche die Landesregierung NRW wichtige Lockerungs-Maßnahmen für die Sportanlagen auf ihrer Homepage verkündet hat, nutzen die Leichtathleten sofort den Montag, 11. Mai, zum ersten gemeinsamen Training im schmucken Werretalstadion.
Und fast alle Top-Athleten sind gekommen. Die Wiedersehensfreude ist natürlich groß, sind bis auf wenige Ausnahmen die Sportler zuvor doch wochenlang allein im Training unterwegs gewesen. Ob im eigenen Garten, auf dem Gelände der Aqua Magica, im Uhlenburger Wald, rund um den Fichtensee, am Deich an der Werre oder in der Flutmulde in Bad Oeynhausen. Die Trainingspläne hat Cheftrainer Karl-Heinz „Kalle“ Held aufgestellt, die Athleten haben sie ihrer Umgebung geändert, angepasst und ein Trainingsprotokoll für die Trainer erstellt. „Das hat einen ab und an schon frustriert, allein zu trainieren. Es war manchmal echt schwierig, sich zu motivieren und immer wieder aufzuraffen“, sagt Joshua Fadire.
Das Mädchen-Trio der U20, Sarina Brockmann, Nina Wältz und Svenja Bellon ist am zweiten Tag im Training unzertrennlich, lacht viel miteinander, absolviert aber auch sehr konzentriert die Übungen. „Am meisten hat mir die Gruppe gefehlt, die Gespräche miteinander, die Gemeinschaft, die sozialen Kontakte eben“, sagt jede. „Auf das Wiedersehen mit den anderen habe ich mich am meisten gefreut.“ Und Sarina Brockmann ergänzt: „Außerdem konnte man allein zu Hause oder an anderen Orten nicht alle Übungen machen, fehlten die Möglichkeiten einer Sportanlage. Die Motivation ging manchmal auch in den Keller. Du trainierst mit dem Ziel Wettkampf. Aber auf Monate hinaus war alles abgesagt worden. Das ist dann schon sehr frustrierend.“ Einig ist sich dieses Trio – und das gilt auch für alle anderen Athleten –, dass es wegen Corona bisher eine sch... Saison gewesen ist. „Ein komplett verlorenes Jahr“, sagen Sarina, Nina und Svenja.
Für Joshua Fadire als Stabhochspringer ist es sowieso besonders schwierig gewesen, wenn nicht sogar unmöglich, an den Feinheiten dieser technisch komplexen und sehr anspruchsvollen Disziplin zu arbeiten. „In der Corona-Zeit hat mir das Springen mit dem Stab am meisten gefehlt. Das Adrenalin, das beim Fliegen im Stabhochsprung durchs Blut schießt“, erklärt der 19-Jährige. Was die Kraft betrifft ist Joshua Fadire topfit, denn jeder Leichtathlet und jede Leichtathletin haben Kugeln, Hanteln mit Gewichten sowie Medizinbälle zum Trainieren für zu Hause mitbekommen. Die eine Garage im Eingangsbereich des Werretalstadions ist leer gefegt wie nach einem Einbruch. Alles schwere Gerät ist nach der Schließung der Sportanlagen Mitte März an die Sportler verteilt worden. Und sie sind alle sehr fleißig gewesen in den fast zwei Monaten „Einzelhaft“ auf unterschiedlichem Terrain – und werden für ihr großes Engagement nun mit sehr viel Lob vom Löhner Trainerteam bedacht.
„Das ist schon toll wie sie alle sehr intensiv trainiert haben. Wie die Ochsen, wie Berserker“, sagt Cheftrainer „Kalle“ Held voller Stolz. „Die haben was drauf ohne Ende – und hätten bei Meisterschaften für richtig Kapelle gesorgt. Deshalb ist es sehr schade, dass wegen der Corona-Krise bisher alle Wettbewerbe ausgefallen sind und bis Juli weitere ausfallen werden.“ Außer ihm loben auch seine Trainerkollegen André Düsterhöft und Steffen Biermann die super Trainingsarbeit der Sportler und sind fest davon überzeugt, dass „ihre“ Athleten und Athletinnen sehr starke Leistungen bei Wettkämpfen gezeigt und viele Medaillen, Urkunden und Titel eingesammelt hätten.
„Das ist ein Sport-Jahr für nix. Deshalb ist es jetzt wichtig, alle weiterhin bei Laune zu halten“, sagen Düsterhöft und Biermann. „Wir überlegen, eventuell interne Wettkämpfe zu machen.“ Held geht sogar noch einen Schritt weiter und regt sogar Wettkämpfe mit anderen Vereinen an:
„Das könnte man per Video organisieren.“ Schauen wir mal