Kristin Pudenz wirft sich im fünften Versuch zu Bronze


Sie setzt ein weiteres Ausrufezeichen! Die Bronzemedaille bei den Europameisterschaften der U23 in Tallinn (Estland) ist der bisher größte sportliche Erfolg von Kristin Pudenz. Einst war die jetzt 22-Jährige die Vorzeigeathletin im Löhner Leichtathletik-Team und in dieser Region, seit einigen Jahren startet sie erfolgreich für den SC Potsdam – und jetzt ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Kristin Pudenz hielt endlich das ersehnte Edelmetall in den Händen.

„Ich wollte nicht noch einmal Vierte werden wie 2013. Ich bin glücklich, dass es geklappt hat“, sagt die Wahl-Potsdamerin. Vor Freude tanzte sie im Stadion in Tallinn und ließ sich von ihren Teamkameradinnen herzen, feierte das überragende deutsche Diskuswerferinnen-Trio den Erfolg. Shanice Craft vom MTG Mannheim gewann mit 63,83 Meter vor Anna Rüh vom SC Neubrandenburg mit 61,27 Meter und eben Kristin Pudenz vom SC Potsdam mit 59,94 Meter. Damit machten die deutschen Diskus-Frauen den sogenannten „Sweep“ perfekt. Das bedeutet frei übersetzt, dass Shanice, Anna und Kristin den Rest der Konkurrenz weggehauen und nicht aufs Treppchen gelassen hat. Das war der erste „Sweep“ von deutschen Leichtathleten überhaupt in der Geschichte von Europameisterschaften bei der U23!

„Das war schon ein sehr emotionaler Moment, als es endlich klar war, dass ich Bronze gewonnen hatte. Die Glücksgefühle sind kaum zu beschreiben“, sagt die Sportlerin.

Ein unbeschreiblicher Augenblick für die Ewigkeit, der sich ins Gedächtnis einbrennen wird! „Abends haben wir unseren Dreifach-Erfolg dann gebührend gefeiert. Ich wollte aufs Treppchen und mit einer Medaille nach Hause kommen – und ich habe es geschafft. Das ist absolut super. Aber es war eine sehr schwere Geburt, stand ich anfangs neben der Spur und habe nichts auf die Kette bekommen. Da sah ich schon alle Felle davonschwimmen“, verweist Kristin Pudenz auf die für sie unterirdischen Weiten. Im ersten Versuch nur über 54 und im zweiten Versuch knapp über 56 Meter. Weit unter ihren Möglichkeiten. „Im dritten und vierten Versuch habe ich den Diskus nur knapp über 50 Meter weit geworfen und die beiden Versuche ungültig gemacht. Da habe ich gedacht, das alles vorbei ist und es nichts wird mit der Medaille. Ich hatte wie schon des öfteren in Wettkämpfen meine Nerven nicht im Griff“, sagt Kristin Pudenz. Sie sprach nach dem vierten misslungenen Versuch dann zuerst mit dem Nationaltrainer und dann mit Team-Psychologin Tanja Damaske, einst Europameisterin im Speerwerfen. Das brachte die Wende. „Sie hat mir gut zugeredet und mich nervlich runtergeholt. Das war wichtig“. Und es hat geholfen. Kristin Pudenz warf den Diskus im fünften Versuch mit 59,85 Meter in ihr bekannte Spähren und setzte im sechsten Versuch mit 59,94 Meter noch einen drauf. Ein bärenstarker Endspurt zur Bronzemedaille. „Da war ich endlich im Plan und hätte weiter werfen können. Nach meinem sechsten Versuch musste ich aber noch zittern, kam noch die starke Polin Daria Zabawska, die in der Qualifikation ihre persönliche Bestleistung um fast drei Meter auf 60,23 Meter verbessert hatte. Ich war sehr aufgeregt, die Spannung war fast unerträglich. Ich wollte gar nicht hinsehen, habe es aber doch getan. Als sie den Diskus ins Netz geworfen hat, löste sich die große Anspannung, war die Freude riesig“, sagt Kristin Pudenz, die mit ihren Teamkameradinnen auf dem Podium die Nationalhymne gesungen hat.

 

Das Diskus-Frauen-Trio rückte enger zusammen „und auf dem Treppchen haben wir dann ein bisschen gekuschelt“, sagt Kristin Pudenz, die nach der Rückkehr aus Estland nicht viel zu Hause verbracht hat, sondern seit Dienstag (bis Samstag) bereits wieder im Bundesleistungszetrum für Spitzensportler in Kienbaum schwitzt. Vorbereiten für die Deutschen Meisterschaften am 25./26. Juli in Nürnberg. Dann geht das ewige Diskus-Duell zwischen Shanice, Anna und Kristin in die nächste Runde.