Weltklasse-Diskuswerferin Kristin Pudenz freut sich über Silber bei der EM mit neuer persönlicher Bestweite
Was für ein Wettkampf! Bei den Europameisterschaften in München liefern sich die in Löhne aufgewachsene Diskuswerferin Kristin Pudenz und ihre Hauptkonkurrentin Sandra Perkovic (Kroatien) eine Schlacht der allerfeinsten Garnitur. Die große Favoritin wankt, doch sie fällt nicht. Am Ende holt sich Perkovic den 6.EM-Titel in Folge, weil sie acht Zentimeter weiter wirft als Kristin Pudenz.
„Kurz nach dem Wurf habe ich mich etwas geärgert. Die acht Zentimeter hätten es nun auch noch sein können. Aber dieses Gefühl ist schnell verflogen. Ich freue mich über Silber und neue persönliche Bestleistung“, sagt die 29-Jährige, die für den SC Potsdam startet.
Bei den Weltmeisterschaften in Eugene (USA) hatte Pudenz nicht viel hinbekommen und sprach von „Kopfsache“. In München ist der Kopf wieder frei, das merkt man schon beim 1.Versuch. „Der erste Versuch ist wichtig für mich: Hauptsache er ist gültig. Wenn dann noch eine ordentliche Weite dabei herauskommt, dann kann ich auf Angriff schalten“, erklärt sie ihre Strategie. Sandra Perkovic gelingen in diesem dramatischen Wettkampf nur zwei gültige Versuche bei sechs Würfen. Gleich der erste Versuch geht daneben, im zweiten Versuch setzt sie sich mit 65,77 Meter an die Spitze. Pudenz kontert mit 66,93 Meter im 3.Versuch, Perkovic setzt ihren 3. und 4.Versuch in den Sand, Pudenz scheitert bei ihrem 4.Versuch auch.
Die Kroatin zeigt sich nach außen hin cool, doch innerlich muss sie gewaltig unter Strom gestanden haben. Ansonsten ist der ausgelassene Jubel nach dem 6. EM-Titel in Folge nicht zu erklären. Das hat auch Kristin Pudenz bemerkt. „Ich habe sie ja in Tokio bei den Olympischen Spielen schon einmal geschlagen. Das hat sie sicher nicht vergessen“, mutmaßt Pudenz. Mit ihrem 5.Versuch setzt die gebürtige Löhnerin ihre Kontrahentin erneut unter Druck: Die 67,87 Meter bedeuten neue persönliche Bestweite für Pudenz und die Führung im Wettkampf. Doch dann zieht die zweifache Olympiasiegerin Sandra Perkovic mit ihrem 5.Versuch nach und wirft das ein Kilogramm schwere Sportgerät auf 67,95 Meter – acht Zentimeter weiter als Pudenz. Die kommt im letzten Versuch noch einmal auf 63,68 Meter, während Perkovic erneut patzt.
Mit Claudine Vita (65,20 Meter) holt sich eine weitere deutsche Athletin die Bronzemedaille. Pudenz und Vita sind befreundet, gemeinsam feiern sie ihre Erfolge noch im Münchener Olympiastadion. Und gemeinsam sehen sie auch den Wahnsinnssieg von Gina Lückenkemper über die 100 Meter.
Abends im Hotel trifft Kristin Pudenz ihre Eltern und ihren Bruder. „Wir haben dann noch ein Bierchen zusammen getrunken. Das war es dann aber auch schon mit den Feierlichkeiten“, sagt sie schmunzelnd.
In diesem Jahr stehen noch drei Wettkämpfe an, dann ist die Saison beendet. Am 4.September tritt Kristin Pudenz beim Internationalen Stadionfest (ISTAF) in Berlin an, es folgt das Finale der Diamond-League in Zürich am 8.September und ein Meeting in Zagreb am 11.September. Danach macht Kristin Pudenz Urlaub in Kroatien und hält sich Ende September für fünf Tage in Löhne-Mennighüffen bei ihren Eltern auf. „Ich freue mich darauf, mal wieder in meiner Heimat zu sein“, sagt sie.