„Mal gucken, was noch geht“ Nun „liebäugelt“ sie mit einer Medaille bei WM und EM.
Sie hatte es angekündigt, und sie hat es getan. Kristin Pudenz, in Löhne-Gohfeld und Mennighüffen aufgewachsene Diskuswerferin, hat sich bei den „Finals“ in Berlin zum vierten Mal in Folge den Deutschen Meistertitel geholt. Mit einer Weltklasse-Leistung von 67,10 Metern erzielte die 29-Jährige eine neue persönliche Bestweite und verbesserte sich in der Weltrang- liste hinter der Amerikanerin Valarie Allman und der Kroatin Sandra Perkovic auf Rang drei.
„Dadurch, dass ich den Titel zu verteidigen hatte und ich als Jahresbeste antrat, ist mit dem Titelgewinn schon etwas Druck von mir abgefallen“, gibt Pudenz am Tag danach zu.
Mit ihrer neuen Bestweite rückt die für den SC Potsdam startende Athletin in der ewigen Bestenliste des Deutschen Leichtathletikverbandes von Rang 16 auf Rang 13 vor. Damit liegt sie einen Platz hinter Julia Fischer vom SSC Berlin, die im Jahr 2016 mit 68,49 Meter die einzige Bestmarke der Neuzeit aufstellte.
Mit Ausnahme von Franka Dietzsch (69,51 Meter im Jahr 1999) stammen alle anderen darüber befindlichen Bestweiten aus den 1970er bis 1980-er Jahren und werden von Athletinnen der ehemaligen DDR gehalten. Angeführt von Gabriele Reinsch vom SC Cottbus,die am 9.Juli 1988 in Neubrandenburg mit 76,80 Meter einen Weltrekord für die Ewigkeit aufgestellt hat. „Das waren andere Zeiten. Diese Weiten sind heute nicht mehr zu erzielen“, sagt Kristin Pudenz, der sehr wohl nicht entgangen ist, dass sie sich auf dem Weg zur besten deutschen Diskuswerferin nach der Wiedervereinigung befindet. Gabriele Reinsch warf den Diskus bei ihrem Weltrekord übrigens zweieinhalb Meter weiter als ihr Pedant bei den Männern, Jürgen Schult. Er kam am 6. Juni 1986 in Neubrandenburg auf 74,08 Meter. Allerdings ist der Diskus bei den Männer mit zwei Kilogramm auch doppelt so schwer. Der Wettkampf in Berlin startete schleppend, wie Kristin Pudenz sagt. Die Musik begann nach einer Gewitterpause, in der die Athletinnen sogar den Innenraum verlassen mussten, zu spielen.
Mit ihrem 3.Versuch, der flüssig, kraftvoll und elegant aussah, wuchtete sie das ein Kilogramm schwere Sportgerät auf die spätere Siegerweite von 67,10 Meter – zur großen Freude ihrer angereisten Familie und unerreichbar für die Konkurrenz. Die Zweitplatzierte Shanice Kraft konnte Kristin Pudenz mit ihren 64,64 Metern genau so wenig das Wasser reichen wie die Dritte Julia Harting mit neuer Saisonbestleistung von 64,34 Metern. Kristin Pudenz und Shanice Kraft haben sich damit direkt für die Leichtathletik-Weltmeisterschaften qualifiziert, die vom 15. Juli bis zum 24. Juli in den USA (Eugene im Bundesstaat Oregon) ausgetragen werden. Am Mittwoch, 6.Juli, reist Kristin Pudenz mit der deutschen Delegation an. „Ich will mal gucken, was noch möglich ist “, sagt die gebürtige Löhnerin, die sich selbst als „gut in Form“ bezeichnet. Da der Ausgang eines Wettkampfes immer von der Tagesform abhängig ist, auch von der der Konkurrenz, sind Prognosen nahezu unmöglich.
„Ich würde gerne noch etwas weiter werfen und liebäugel mit einer Medaille“, sagt die 1,91 Meter große Athletin. Dieser Anspruch gelte auch für die im August folgenden Leichtathletik-Europameisterschaften in München.