Die Löhner Athletin ist im Sprint-Bereich für den Nachwuchskader 1 (NK 1 U20) nominiert. Sie darf als „Profi-Sportlerin“ im Werretalstadion trainieren
Sie ist ehrgeizig und erfolgshungrig. Zwei Mal Siebenkampf-Königin in NRW (2017 und 2019), unzählige Titel und top Platzierungen auf Westfalen- und NRW-Ebene, auch Medaillen-Plätze bei Deutschen Meisterschaften im Nachwuchsbereich – und nun die Bronzemedaille über 200 Meter bei der DM im ersten Jahr in der U20. Flog Sarina Brockmann von der LG Bünde-Löhne (früher TV Löhne-Bahnhof) trotzdem lange Zeit noch weitgehend unter dem Radar in der nationalen Leichtathletik-Szene, so änderte sich das schlagartig nach ihrem 3. Platz Anfang September in Heilbronn.
Jetzt flatterte die Liste mit den Kader-Athleten und -Athletinnen vom DLV (Deutscher Leichtathletik-Verband) ins Elternhaus nach
Löhne – und Sarina Brockmann ist im Kader-Aufgebot für 2021 als laufende Nummer 332 aufgeführt. Sie ist für den Nachwuchskader 1 (NK 1 U20) nominiert. „Das ist riesig, ein unbeschreibliches Glücksgefühl“, freut sich die 18-Jährige vielseitig veranlagte Leichtathletin. Mit ihrem famosen Auftritt bei der U20-DM in Heilbronn und dem 3. Platz im Finale in 24,08 Sekunden und der Bronze-Medaille als Belohnung lief sie in die Notizbücher der nationalen Trainer-Gilde in den leichtathletischen Sprint-Diszipli nen. Die hatten die Löhner Leichtathletin nun auf dem Zettel und schlugen sie für den Bundeskader 2021 vor. „Schon damals war ich nur über den Vorschlag sehr happy und bin vor Freude durch die Wohnung gehüpft. Dann habe ich gehofft, das es klappt. Das ich jetzt im Kader fest nominiert bin, toppt es natürlich, löste bei mir sehr große emotionale Gefühle aus“, sagt Sarina Brockmann. „Mit so einer Entwicklung habe ich vor der DM in Heilbronn niemals gerechnet.“
Trotz sehr eingeschränkter Trainingsmöglichkeiten und nur wenigen Wettkämpfen wegen der Corona-Pandemie (die meisten Veranstaltungen wurden abgesagt) legte Sarina Brockmann im 200-Meter-Sprint gute Ergebnisse hin und steigerte sich stetig. War sie bei der DM im Vorlauf mit 24,53 Sekunden ein weiteres Mal neue persönliche Bestzeit gelaufen, so pulverisierte sie diese im Finale noch mal auf 24,08 Sekunden! „Nach der guten Zeit im Vorlauf habe ich mir gesagt, da geht noch was im Finale. Ich habe Vollgas gegeben und das letzte aus meinem Körper heraus geholt“, blickt Sarina Brockmann mit Stolz auf diese Meisterschaften zurück – und startete in ihrer sportlichen Karriere so richtig durch. Dabei hatte die Löhner Vorzeigeathletin, der die 80 und 100 Meter Hürden immer großen Spaß gemacht haben, erst gar nicht so richtig Bock auf diese Sprintdistanz über 200 Meter. Der Spaß kam dann nach und nach.
Aber Cheftrainer Karl-Heinz „Kalle“ Held, der mit viel Sachverstand die Stärken der Talente erkennt, „steuerte“ Sarina dezent und mit guten Argumenten in diese Richtung. Los ging es mit den 300 Meter in 2017 und im August dem 3. Platz bei den Deutschen Meisterschaften der U16 in Bremen der damals 15-Jährigen. Zur Belohnung gab es für Sarina Brockmann damals im September eine Einladung zu ihrem ersten Länderkampf gegen die Niederlande. Nach dem Seuchenjahr 2018 mit einer langwierigen Fußverletzung über fast die gesamte Saison hinweg startete die Löhnerin mit frischem Elan in das Jahr 2019 – und im Sprint über die 200 Meter. „Sarina hat eine klasse Entwicklung gemacht über diese Distanz, aber für die Zukunft sehe ich sie über 400 Meter.
Sie ist eine Langstrecken-Sprinterin“, sagt Held. „Über 200 Meter gibt es eine riesige Konkurrenz in Deutschland. Möchte Sarina in die deutsche Spitze durchstarten, sehe ich das eher über die Stadionrunde. Sie kann das, wie sie schon mit klasse Zeiten über 800 Meter im Siebenkampf bewiesen hat. Sie hat den Biss und das Stehvermögen auf der Zielgeraden.“ Die Chance über die 400 Meter besteht auch darin, in einer Staffel zu laufen. Über die 4 mal 200 Meter gibt es keine Staffel-Wettbewerbe.
Schauen wir mal, wohin die Reise geht. Jetzt steht Sarina Brockmann, die wohl vielseitigste und leistungsmäßig zuverlässigste Löhner Top-Athletin, erst mal im Bundeskader über die 200 Meter - und darauf wird sich die 18-Jährige demnächst auch konzentrieren.
Und mit dieser Berufung vom DLV ist sie auch zu behandeln wie eine Profi-Sportlerin – und das bedeutet: Sie darf trotz des Sportverbots für öffentliche Sportanlagen im November wegen der Corona-Pandemie im Löhner Werretalstadion mit einer weiteren Person trainieren.
„Dafür gilt Frank Brökemeier vom Sportamt und dem Ordnungsamt in Löhne ein großes Dankeschön. Bei Vorlage der DLV-Bescheinigung ist das problemlos abgelaufen“, sagt Cheftrainer „Kalle“ Held.
Sarina Brockmann hat bereits in der vergangenen Woche zwei Mal im Stadion trainiert, einmal mit Anna Eilerts und das andere Mal mit Svenja Bellon. Und an zwei Tagen in der Woche macht sie Krafttraining zu Hause. Die „Werkzeuge“ (u.a. Hanteln) hat sie sich wie schon beim ersten Lockdown aus der Garage im Stadion geholt. „Am Samstag vergangener Woche habe ich auch noch auf dem Gelände
der Aqua magica trainiert“, sagt Sarina Brockmann, die etwa mit zehn Jahren zur Leichtathletik kam. „Bei den Bundesjugendspielen in der Schule hat das Spaß gemacht und auch ganz gut geklappt. Da war der Schritt in die Leichtathletik logisch“, sagt sie. Bis dato hatte sich die jetzt 18-Jährige im Jazzdance bewegt beim TV Löhne-Bahnhof.