Löhnerin krönt ihr erfolgreichstes Jahr als Diskuswerferin mit der WM-Teilnahme. Top Ergebnisse bei Diamond-League-Meetings. Ziel ist Olympia 2020
Es war ihr bisher erfolgreichstes Jahr als Sportlerin mit der Krönung der WM-Teilnahme. Bis dato hatte Kristin Pudenz in schöner Regelmäßigkeit die Normen für die Saison-Höhepunkte im Diskuswerfen erfüllt. Doch bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften durfte sie diese Highlights dann nur aus der Ferne beobachten. Oder noch bitterer wie in 2018 die EM vor der Haustür in Berlin nur als Zuschauerin – denn die 26-Jährige in Löhne-Mennighüffen aufgewachsene Sportlerin lebt und startet schon seit Jahren für den SC Potsdam. Die Konkurrenz bei den deutschen Diskuswerferinnen ist groß.
Aber in diesem Jahr startete Kristin Pudenz dann so richtig durch und warf sich in die erweiterte Weltspitze. Lohn ihrer Anstrengungen war der erste Deutsche Meistertitel Anfang August vor der Haustür in Berlin mit neuer persönlicher Bestweite von 64,37 Meter und die Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Doha/Katar. Dort sicherte sie sich bei der Qualifikation auch gleich mit dem ersten Versuch über 63,35 Meter das Final-Ticket, um dann nur zwei Tage später mit nur 57,69 Meter und dem 11. Platz die größte Enttäuschung in diesem so starken Wettkampfjahr zu erleben.
»Ich habe keine Ahnung, was da passiert bist.« „Das war sehr frustrierend, denn mit annähernd der Weite bei der Qualifikation wäre es locker gewesen, in die Top 8 zu kommen. Ein 5. oder sogar 4. Platz war möglich. Ich habe keine Ahnung, was da passiert ist. Das muss ich mit meinem Trainer noch genau analysieren. Ich habe beim Finale kein Gefühl gehabt für die Abläufe. Ich stand neben mir, ich habe einen rabenschwarzen Tag erwischt. Ob es an der Aufregung lag bei der ersten WM-Teilnahme, ich weiß es wirklich nicht.
Daraus muss man lernen“, sagt Kristin Pudenz und hat den größten Frust nach ihrer Rückkehr aus Katar schon gut verarbeitet. „Jetzt mache ich erst mal ein paar Wochen Pause, denn diese Saison war mit der späten WM sehr lang. Der Körper hat sich schon gemeldet, er braucht dringend eine Pause. In diesem Jahr bin ich auch zu vielen Wettkämpfen auf diesem Globus geflogen, und das zehrt auch an den Kräften“, sagt die 26-Jährige. Und diese höhere Präsenz bei internationalen Wettkämpfen hat natürlich mit ihren tollen Leistungen zu tun. Kristin Pudenz ist bei vier Diamond-League-Meetings gestartet. Erst Rabat in Marokko. „Da habe ich mit dem 7. Platz ein tolles Ergebnis erzielt. Ich war erstmals in meiner Karriere in den Top 8 in der Welt“, sagt die 26-Jährige zurecht mit Stolz.
In Paris schleuderte sie die ein Kilogramm schwere Scheibe auf die persönliche Bestweite und in Birmingham überzeugte sie ebenfalls. Sie hatte bei diesen Meetings so viele Punkte gesammelt, dass sie auch beim Finale in Brüssel starten durfte. „Danach hatte ich endgültig ein gutes Gefühl für die WM in Doha, denn auch die Meetings vor der DM in Deutschland waren sehr gut gelaufen“, sagt Kristin Pudenz.
Apropos Doha: „Im Stadion war es warm, aber angenehm. Auf den Rängen benötigte man eine Jacke, denn durch die vielen Gebläse zum runterkühlen war es schon sehr kalt.“ Das Interesse bei dieser Wüsten-WM war sehr dürftig. Nur am Wettkampf-Tag der Diskuswerferinnen war das Khalifa-Stadion sehr gut gefüllt, und das hatte mit einem Katari zu tun. Er gewann im Hochsprung. Über die Zuschauer-Tribüne schwappte eine Welle der Begeisterung. Bei der Siegerehrung war die „Hütte“ aber wieder leer. „Da war ich schon im Hotel, habe das am Fernseher gesehen.
Alle zuvor geäußerten Befürchtungen von Experten sind eingetreten. Die haben in Katar keine Ahnung von der Sportart Leichtathletik“, sagt Kristin Pudenz, deren großes Ziel für 2020 natürlich Olympia in Tokio ist:
„Nach meiner ersten WM möchte ich zu gern bei einem weiteren Riesenevent dabei sein. Bei uns deutschen Diskuswerferinnen ist das allerdings ziemlich aufregend, denn wenn alle fit sind, streiten sich sieben Kandidatinnen um drei Plätze. Da muss vieles passen, damit es mit dem Olympia-Ticket klappt. Ich werde aber alles dafür tun.“ In 2019 hat sie auch schon eine Menge getan, um in die erweiterte Weltspitze vorzustoßen: Seit Anfang des Jahres arbeitet sie mit einem Ernährungsberater zusammen. Sie hat mehrere Kilogramm abgenommen, hat an Muskelmasse aber nichts verloren, ist dafür im Ring spritziger bei der Rotation mit der Diskus-Scheibe. Außerdem fährt sie regelmäßig (mit dem Auto eine halbe Stunde von ihr entfernt) zum Neuroathletiktrainer. „Das hat meine Körper- und Bewegungskoordination verbessert. Das sind alles Maßnahmen, mit denen dieser Leistungsschub erfolgte – und für sich selber muss man auch den richtigen Weg finden“, sagt Kristin Pudenz. Die 26-Jährige ist auf einem sehr guten Weg, von der erweiterten in die absolute Weltspitze vorzustoßen.